"je Versicherung einen 300 € Amazon.de Gutschein erhalten"
Immer wieder stoße ich bei bestimmten Marktteilnehmern auf fragwürdige Vorgehensweisen.
Diesmal geht es um die Clark-App. Wir müssen reden.
Investigative Fragen stellen, ordentliche Recherche betreiben und berühmt werden wie Jan Böhmermann.
So hatte ich mir das vorgestellt, als ich den Entschluss gefasst habe, mich einmal näher mit dem digitalen Versicherungsdickicht zu beschäftigen.

Eine tiefgreifende Recherche war allerdings nicht nötig – vielmehr stößt man beinahe automatisch auf Aussagen des App-Anbieters aus Frankfurt, die mindestens irritierend wirken. (Siehe Bild oben)
Laut Banner stellt Clark in Aussicht, dass für digitalisierte Versicherungen ein Amazon-Gutschein im Wert von bis zu 300 € gewährt wird – ein Versprechen, das Fragen aufwirft.
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich das Angebot jedoch als deutlich weniger großzügig.
Folgt man dem Link aus dem Banner, wird schnell klar: Aus den vermeintlichen 300 € werden auf der nächsten Seite plötzlich 15 € – pro „gültiger“ Versicherung. Ein kleiner, aber feiner
Unterschied.
Im Kleingedruckten liest man dann:
„Es ist ganz einfach: Anmelden und für jede gültige Versicherung einen 15 € Amazon.de Gutschein erhalten.“
Was dabei oft übersehen wird: Mit der sogenannten „digitalen Vertragsverwaltung“ über Clark wird in vielen Fällen der bisherige betreuende Versicherungsmakler ersetzt.
Dieser verliert dadurch den Zugriff auf die Verträge – und steht dem Kunden weder bei Vertragsfragen noch im Schadensfall weiterhin zur Seite.
Clark selbst schreibt in den FAQ:
„Ein persönlicher Ansprechpartner steht dir selbstverständlich zur Verfügung, z. B. per Telefon, Email oder Chat. Wir verzichten dabei aber auf feste Ansprechpartner. So können wir sicherstellen, dass du abhängig von deiner Frage immer von einem entsprechenden Fach-Experten beraten wirst.“
Ob das in der Praxis eine gleichwertige oder gar bessere Betreuung bedeutet, darf jede:r für sich bewerten.
Für Sie als Kundin oder Kunde bedeutet das im Ernstfall:
Sie sprechen mit wechselnden Ansprechpartnern, deren Qualifikation und Herangehensweise Sie nicht kennen – und bei denen keine persönliche Beziehung oder individuelle Betreuung aufgebaut werden
kann.
Gerade im Schadensfall kann das zu Unsicherheit, unnötigem Aufwand oder verzögerten Lösungen führen.
💡 Achtung bei hohen Gutschein-Versprechen
Clark bewirbt aktuell einen Amazon-Gutschein von bis zu 300 € – ohne auf den ersten Blick deutlich zu machen, wie genau dieser Betrag zustande kommt.
Solche Zuwendungen können rechtlich heikel sein: Nach § 17 VersVermV dürfen Versicherungsvermittler Kund:innen nur dann Vorteile gewähren, wenn diese klar, angemessen und nachvollziehbar sind.
Je höher der Betrag und je schwammiger die Bedingungen, desto größer das Risiko: Irreführung oder unzulässige Beeinflussung könnten im Raum stehen – und das wäre nicht nur wettbewerbswidrig, sondern auch verbraucherunfreundlich.
Mein Rat: Lassen Sie sich nicht von großen Zahlen blenden – prüfen Sie genau, was dahintersteckt, und fragen Sie im Zweifel nach.
"Tarifvorschläge aller Anbieter des Marktes"
Clark wirbt mit Superlativen wie „aller Anbieter am Markt“ oder „mit den besten Tarifen“.
Zu solchen Aussagen lässt sich meist nur eines sagen:
Superlative klingen gut, sind aber selten belegbar – und noch seltener zutreffend.
Zudem widerspricht sich Clark an anderer Stelle selbst. Auf der Website heißt es wörtlich:
„Auf Wunsch durchsuchen wir für dich tausende Tarife von über 160 Versicherern am Markt…“
Zum Vergleich: Laut Statista waren im Jahr 2020 über 500 Versicherungsunternehmen auf dem deutschen Markt tätig.
Was ist also mit den anderen rund 340 Anbietern?
Laut Statista existierten im Jahr 2020 allerdings mehr als 500 Versicherungsunternehmen auf dem deutschen Markt.
Fazit: Clark-App – digital, aber nicht automatisch besser
Wer sich auf die Versprechen der Clark-App verlässt, sollte genau hinschauen: Hochglanz-Werbung mit Amazon-Gutscheinen, vage Superlative und fehlende persönliche Betreuung werfen Fragen
auf.
Hinter der „digitalen Vertragsverwaltung“ verbirgt sich in vielen Fällen ein Systemwechsel – weg vom persönlichen Makler, hin zu wechselnden Ansprechpartnern ohne feste Betreuung.
Was auf den ersten Blick einfach und bequem wirkt, kann im Schadensfall zum Problem werden. Daher gilt: Prüfen statt klicken – und im Zweifel lieber auf echte Beratung setzen.